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                Die Besiedlung von St.Aegyd reicht nicht über das 12. Jahrhundert zurück. Auch
                      Mariazell ist nicht älter. Natürlich ist eine ältere, aber wohl sehr dünne Bevölkerung
                      sicher anzunehmen, das verraten keltische Flussnamen und slawische Ortsnamen.
                      Vielleicht waren unter diesen ältesten Ansiedlern auch Flüchtlinge aus den Kriegszeiten.
                    Als die Industrie mit Jakob Fischer und Martin Miller im 18.und 19.Jahrhundert ihren
                      Einzug im oberen Traisental hielt, kamen viele Facharbeiter aus der Fremde in das
                      Gebiet. Ohne Feilenhauer, Schlosser, Dreher und Gießer wäre der umfangreiche Aufbau
                      der Metallindustrie nicht möglich gewesen. Aber nicht nur die Industrie bedurfte der
                      Zuwanderung fremder Arbeitskräfte, dies galt auch für die Forstwirtschaft.  
                   Hier ist man über die Zuwanderung von Arbeitern sogar besser unterrichtet als in der
                      Industrie. Dies deshalb, weil die Forstarbeiter aus einem bestimmten Gebiet herangeholt
                      wurden einen anderen Glauben hatten - sie waren Protestanten - und als geschlossene
                      Gruppe angesiedelt wurden. So holte sich der Schwemmmeister Georg Huebmer
                      (Raxkönig) im 19. Jahrhundert Holzknechte aus Goisern im Salzkammergut und siedelte
                      sie in Lahnsattel und Ulreichsberg an. Die zugewanderten Holzknechtfamilien sprachen
                      sich untereinander nur mit dem Taufnamen an. Dies galt als Sinnbild für eine innige
                      Zusammengehörigkeit und als Ehre und Anerkennung. Die später zugewanderten
                      katholischen Leute - etwa Hochwassergeschädigte aus dem Donautal - wurden nur mit
                      ihren Familiennamen angesprochen. Sie siedelten sich im sogenannten Donaudörfl in
                      Lahnsattel an. 
                   In den Jahren 1810 bis 1820 entstanden die Stahlgiesserei- und Drahtseilwerke, ab
                      1869 St. Egydyer Eisen- und Stahlindustrie Gesellschaft mit dem Markenzeichen 'Anker'.
                      In der Industriegruppe gab es auch die Produktion von Stahlfeilen mit dem Markenzeichen
                      'Auerhahn' die 1982 stillgelegt wurde. Auch das Rohrwerk wurde im Rahmen von
                      Umstrukturierungen der damaligen Muttergesellschaft VÖEST Alpine in den 80iger
                      Jahren nach Krieglach und das Drahtwerk nach Bruck/Mur abgesiedelt. Somit war das
                      Seilwerk der einzig verbliebene Betrieb der ehemaligen Werksgruppe und dieses wurde
                      2001 von der Firma Teufelberger aus Wels übernommen. 
                   Heute ist St. Aegyd Standort für RTA Abgassysteme und Teufelberger Stahlseile.
                      Nachdem die ÖBB 1988 die Bahn bis Kernhof eingestellt hatte, übernahmen die
                      Traisentalgemeinden den Betrieb für Lastentransporte bis St. Aegyd a/N. erfolgreich
                      selbst. In rund 1.000 Häusern wohnen derzeit ca. 2.000 Personen. eine katholische und
                      eine evangelische Kirche sowie einige Kapellen prägen das Bild im kirchlichen Bereich. 
                   Ab dem späten 20. Jahrhundert ist St. Aegyd eine ruhige Tourismusgemeinde, die von
                      der seit dem Hochmittelalter ungebrochenen Wallfahrt nach Mariazell profitiert.
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