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St. Aegyd am Neuwalde
Inhaltsverzeichnis
Chronologie
1100-1200 Besiedelung
1254-1271 Kirchenbau u. Kirchenweihe
1325 Trennung der Kirchengemeinden St. Aegyd u. Hohenberg
1444 Marktrecht
1529 Türkengefahr
1597 Bauernkriege
1678 Pest
1800 Georg Hübner rodet die Wälder hinter Gippel u. Göller
1810-1820 Entstanden die Stahlguss- und Drahtseilwerke
1851 Bau des Osterkirchleins
1869 St. Egydyer Eisen- u. Stahlindustrie Gesellschaft
1878-1893 Bau der Bahnstrecke nach Kernhof
1910 Fertigstellung der Ortswasserleitung
1912 Beginn der Elekrizitätswirtschaft
1943 SS Truppen im Caritashaus
1945 Einzug der Sowjetarmee
1950 Neues Gemeindewappen
1982-1984 Auflösung der St. Egydyer Eisen- u. Stahlindustrie durch die VÖEST Alpine
2001 Als letzter Betrieb wird das Seilwerk von Fa. Teufelberger übernommen.
Geografie
St. Aegyd am Neuwalde liegt im südlichsten Mostviertel in Niederösterreich im Bezirk Lilienfeld, an der steirischen Grenze, etwa 40 km südlich von St. Pölten und 30 km nordöstlich von Mariazell.

Das Gemeindegebiet umfasst die obere Hälfte des Tals der Unrechttraisen auf um die 500 bis 600 m, am Fuß des Göller-Gippel-Zuges der Mürzsteger Alpen. Nördlich liegt der Traisenberg der Türnitzer Alpen, ganz im Nordosten gehören die Berge zu den Gutensteiner Alpen. Außerdem gehört eine orographische Exklave hinter Göller (1766 m) und Gippel (1669 m) dazu - die Herrschaftsgründe mit dem namengebenden Neuwald. Hier laufen (abweichend von den Ortsüblichkeiten) die Gemeindegrenzen, und damit auch die niederösterreichisch-steirische Landesgrenze, in den Tälern, sodass entlang des Göller Südwestfußes bis zum Lahnsattel die Straße zur Gemeinde gehört. Dieser Sattel trennt oberste Salza und oberste Mürz. Beide haben ihre Quellbäche auf St. Aegyder Gemeindegebiet. Im Westen erstreckt sich die Gemeinde noch über den Michelbühel und Krumbachsattel bis an den Großen Sulzberg.

Die Fläche der Marktgemeinde umfasst 184,56 km² und ist somit die drittgrößte Gemeinde Österreichs, 87% der Fläche sind bewaldet. Damit ist St. Aegyd am Neuwalde die waldreichste Gemeinde Österreichs und eine der waldreichsten Gemeinden in Mitteleuropa.
Geschichte
Die Besiedlung von St.Aegyd reicht nicht über das 12. Jahrhundert zurück. Auch Mariazell ist nicht älter. Natürlich ist eine ältere, aber wohl sehr dünne Bevölkerung sicher anzunehmen, das verraten keltische Flussnamen und slawische Ortsnamen. Vielleicht waren unter diesen ältesten Ansiedlern auch Flüchtlinge aus den Kriegszeiten.

Als die Industrie mit Jakob Fischer und Martin Miller im 18.und 19.Jahrhundert ihren Einzug im oberen Traisental hielt, kamen viele Facharbeiter aus der Fremde in das Gebiet. Ohne Feilenhauer, Schlosser, Dreher und Gießer wäre der umfangreiche Aufbau der Metallindustrie nicht möglich gewesen. Aber nicht nur die Industrie bedurfte der Zuwanderung fremder Arbeitskräfte, dies galt auch für die Forstwirtschaft.

Hier ist man über die Zuwanderung von Arbeitern sogar besser unterrichtet als in der Industrie. Dies deshalb, weil die Forstarbeiter aus einem bestimmten Gebiet herangeholt wurden einen anderen Glauben hatten - sie waren Protestanten - und als geschlossene Gruppe angesiedelt wurden. So holte sich der Schwemmmeister Georg Huebmer (Raxkönig) im 19. Jahrhundert Holzknechte aus Goisern im Salzkammergut und siedelte sie in Lahnsattel und Ulreichsberg an. Die zugewanderten Holzknechtfamilien sprachen sich untereinander nur mit dem Taufnamen an. Dies galt als Sinnbild für eine innige Zusammengehörigkeit und als Ehre und Anerkennung. Die später zugewanderten katholischen Leute - etwa Hochwassergeschädigte aus dem Donautal - wurden nur mit ihren Familiennamen angesprochen. Sie siedelten sich im sogenannten Donaudörfl in Lahnsattel an.

In den Jahren 1810 bis 1820 entstanden die Stahlgiesserei- und Drahtseilwerke, ab 1869 St. Egydyer Eisen- und Stahlindustrie Gesellschaft mit dem Markenzeichen 'Anker'. In der Industriegruppe gab es auch die Produktion von Stahlfeilen mit dem Markenzeichen 'Auerhahn' die 1982 stillgelegt wurde. Auch das Rohrwerk wurde im Rahmen von Umstrukturierungen der damaligen Muttergesellschaft VÖEST Alpine in den 80iger Jahren nach Krieglach und das Drahtwerk nach Bruck/Mur abgesiedelt. Somit war das Seilwerk der einzig verbliebene Betrieb der ehemaligen Werksgruppe und dieses wurde 2001 von der Firma Teufelberger aus Wels übernommen.

Heute ist St. Aegyd Standort für RTA Abgassysteme und Teufelberger Stahlseile. Nachdem die ÖBB 1988 die Bahn bis Kernhof eingestellt hatte, übernahmen die Traisentalgemeinden den Betrieb für Lastentransporte bis St. Aegyd a/N. erfolgreich selbst. In rund 1.000 Häusern wohnen derzeit ca. 2.000 Personen. eine katholische und eine evangelische Kirche sowie einige Kapellen prägen das Bild im kirchlichen Bereich.

Ab dem späten 20. Jahrhundert ist St. Aegyd eine ruhige Tourismusgemeinde, die von der seit dem Hochmittelalter ungebrochenen Wallfahrt nach Mariazell profitiert.